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Barbarossasage

Die Sage

Grundtenor aller Sagen ist der Gerechtigkeitssinn der einfachen Menschen. Das Wunschdenken war oft die einzige Möglichkeit, sich über widerfahrenes Unrecht zu trösten. Die Sehnsucht nach einem geordneten, friedlichen Leben und einer gerechten Obrigkeit verband sich mit dem „einstmals wiederkehrenden Kaiser“.

Drückende Not und soziale Missstände im deutschen Reich nach 1250 waren der Nährboden für die Entstehung vieler Sagen, die an die einstige Reichsherrlichkeit unter den Staufern erinnerten. In der deutschen Romantik nach 1800 richtete man seine Aufmerksamkeit verstärkt auf das Mittelalter und seine Burgen.

Der Kyffhäuser, ebenso die Barbarossasage wurden zum Symbol für die Freiheitsbestrebungen der fortschrittlichen Kräfte, die für die Entwicklung eines deutschen Nationalstaates eintraten. „Der alte Barbarossa …“, das 1817 veröffentlichte Gedicht von Friedrich Rückert, damals schulische Pflichtlektüre, trug zur deutschlandweiten Verbreitung des Sagenstoffes bei. Die Barbarossasage entwickelte sich im 19. Jahrhundert zur Nationalsage.

Ludwig Bechstein Thüringer Sagenbuch 1836

Kaiser Friedrich der Rotbart im Kyffhäuser

Kaiser Friedrich der Rotbart unternahm einen Kreuzzug in das heilige Land, dieses den Türken zu entreißen, von dannen er nicht wieder heimkehrte. Und bald darauf entstand im Volk mancherlei Gerücht und Sage, dass er nicht, wie doch die Kunde war, gestorben sei, sondern noch lebe, und wiederkommen werde. So wurde gesagt, er sei in einem Berg verzückt und gebannt. Manche nennen den Untersberg bei Salzburg, andere einen Felsen bei Kaiserslautern, darin der Kaiser verzaubert sitzen soll. Am meistern aber wird der Kyffhäuser als solcher Berg genannt. Da hinein soll er sich selbst verflucht haben mit seiner Tochter und allem Hofgesinde bis zur Zeit seiner Wiederkehr. Da sitzt er nun im Bergschloss, umgeben von seinen Wappnern, in einer glänzenden Halle, an einem güldenen Tisch und trägt auf dem Haupt eine alte güldene Krone. Des Kaisers roter Bart ist durch den Tisch gewachsen und reicht zweimal schon um den Tisch herum. Wenn er aber zum drittenmal herumreicht, dann wird der Kaiser heraufkommen, das Reich wieder behaupten, das Regiment bessern und das gelobte Land mit dem heiligen Grabe den Türken abgewinnen. Dann wird er seinen Schild hängen an den dürren Ast eines Birnenbaumes, der auf dem Ratsfeld steht, und eine große Schlacht wird dann geschlagen werden, der Baum aber wird grünen und blühen. Auch schläft der Kaiser nicht, sondern er nickt und zwinkert mit den Augen, wie im Halbschlummer und alle hundert Jahre sendet er einen Zwerg hinauf zu schauen: ob die Raben noch um die alte Burgwarte von Kyffhausen fliegen? Wenn er nun wiederkommt und aussagt, dass sie noch fliegen, wird der alte Kaiser traurig wie zuvor und schlummert wieder fort. So haben ihn schon manche gesehen.

Friedrich Rückert –Das Barbarossa-Gedicht

Der alte Barbarossa, 
Der Kaiser Friederich, 
Im unterirdschen Schlosse 
Hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben, 
Er lebt darin noch jetzt, 
Er hat im Schloß verborgen 
Zum Schlaf sich hingesetzt. 

Er hat hinabgenommen 
Des Reiches Herrlichkeit 
Und wird einst wiederkommen 
Mit ihr, zu seiner Zeit.

Der Stuhl ist elfenbeinern, 
Darauf der Kaiser sitzt; 
Der Tisch ist marmelsteinern, 
Worauf sein Haupt er stützt. 

Sein Bart ist nicht von Flachse, 
Er ist von Feuersglut, 
Ist durch den Tisch gewachsen, 
Worauf sein Kinn ausruht.

Er nickt als wie im Traume, 
Sein Aug halb offen zwinkt, 
Und je nach langem Raume 
Er einem Knaben winkt. 

Er spricht im Schlaf zum Knaben: 
Geh hin vors Schloß, o Zwerg, 
Und sieh, ob noch die Raben 
herfliegen um den Berg. 

Und wenn die alten Raben 
Noch fliegen immerdar, 
So muß ich auch noch schlafen, 
Verzaubert hundert Jahr. 

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